Gertraud Herold Pionierin der österreichischen Anästhesie wird hundert.
Geboren in Wien am 26.6.1925 maturierte sie am Bundesrealgymnasium für Mädchen in der Rahlgasse. Als Kind der Kriegsgeneration blieb ihr der Einzug in den Arbeits- und später Kriegsdienst nicht erspart. Für die weitere Berufswahl, wie die zur Chirugie, war ein Arbeitsunfall bestimmend, wobei sie bei Reparatur eines unter Hochspannung stehenden Funkgerätes das Endglied des Daumens verlor. Nach der Promotion an der Universität Wien 1951 folgte die Turnusausbildung, damals noch unbezahlt in Tulln und Wien. Dort war es seit 1952 initiiert von Otto Mayrhofer möglich, den neuen Facharzt für Anästhesie zu erwerben. Gertraud Herold erwarb diese Qualifikation 1959, nachdem sie ihre Fertigkeiten in Basel und London, wo die Anästhesie schon etabliert war, ergänzte. Als Fachärztin ging sie sodann an das Krankenhaus Mistelbach, einem der aktivsten in Niederösterreich. Vor allem der Magen-Darm Chirurg Otto Bsteh, vormals Wiener Universitätsprofessor hatte wie weitere Abteilungsvorstände einen Namen, der Duodenalverschluss nach Bsteh-Nissen war nach ihm benannt, Nissen war um die Besetzung der 2. Wiener Chir.Klinik im Gespräch. Das Wort ging: ein guter Chirurg hat einen guten Anästhesisten verdient - ein schlechter hat ihn bitter nötig, ersteres traf wohl für die junge Anästhesistin zu. In Wien kam statt Rudolf Nissen Hubert Kunz als Vorstand der 2.Chirugie zum Zug, dort wo das neugegründete Anästhesieinstitut von Otto Mayrhofer seine Heimstätte fand, das 1961 eröffnete Institut für Anästhesie. Sein Verhältnis zur Anästhesie definierte Ihr Bsteh mit den Worten: “Ein Schiff wird gelenkt von zwei Personen einem Kapitän und einem Steuermann - ich bin der Kapitän und Sie sind der Steuermann„ (heute würde man das gendern). 1974 wurde Gertraud Herold zur Primaria der neu etablierten Abteilung für Anästhesie in Mistelbach ernannt. Auf Grund ihrer technischen Kompetenz im Krieg fand sie es leicht apparatenintensive Neurerungen wie Beatmung, Monitoring und Dialyse einzuführen und machte damit dieses Krankenhaus zu einem Mekka der Fortschritte in diesem Fach. 1973 gelang es mit Hilfe von Ernst Schima, der Bsteh nachgefolgt war, ein Intensivzimmer mit 5 Betten zu eröffnen, Hand in Hand mit einer Blutbank für die ambitionierte Unfallabteilung. Seminare für Notfallmedizin basierend auf die zahlreichen NAW Einsätze führten 1988 dazu, dass Gertraud Herold zur Kolonnenführerin des RK ernannt wurde. Bei Übertritt in den Ruhestand 1990 übergab sie eine renommierte Abteilung inklusive Intensivstation, Blutbank und Notfallwesen und wurde zum Ehrenmitglied unserer Gesellschaft ernannt.Ihr berufliches Wirken blieb nicht ohne Folgen für ihre Mitmenschen. Zwei ihrer Kinder wurden Mediziner, ärztliche Mitarbeiter und Pflegepersonen wurden durch ihre Beispiel zu einer Laufbahn in diesem Fach angeleitet, sie danken Gertraud dafür und wünschen alles Gute zum Geburtstag.
Franz X.Lackner
Dank ergeht an Univ. Prof. Dr. Christian Herold für die Überlassung der biografischen Daten
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Prim. Priv.-Doz. Dr. Michael Zink ist neuer Präsident der Ögari
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Geboren in Wien am 2.11.1920 absolviert Mayrhofer das humanistische Gymnasium in Baden.
Pomotion zum Dr.med. 1944 in Wien, sodann am AKH Ausbildung an der Internen, der Chirurgie und der Pathologie.
Auslandsaufenthalte 1947 in England und 1949 an der Columbia University in New York unter Virginia Apgar und Manny Papper, abgeschlossen mit der Fellowship des American College of Anesthesia, später erlangte er auch die Fellowship des Royal College in England.
Am 19. September 1951 wird Mayrhofer im Hörsaal der 2. Chir. Klinik zum ersten Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie gewählt, 1955 als erster Dozent für Anästhesiologie an der Universität Wien habilitiert, 1961 Vorstand des neugeschaffenen Institutes für Anästhesiologie welches 1978 am AKH unter Einbeziehung der Intensivmedizin Klinikstatus erlangte.
Otto Mayrhofer, Aufnahme von 1974
Mayrhofer begründete mit Frey und Hügin die erste deutschsprachige Fachzeitschrift „Der Anästhesist“ und gab 1955 das Lehrbuch der Anästhesiologie im Springer-Verlag heraus.
Nach Mitwirkung bei der Gründung der World Federation of Anaesthesia wurde er 1964 Sekretär und 1971-76 Präsident dieser Gesellschaft. Fachlich hatte er als einer der Ersten 1951 auch unter Einsatz von Selbstversuchen Succinylcholin (Lysthenon) zur Zulassung verholfen. Mayrhofer übte zahlreiche Funktionen aus, so war er lange Jahre Präsident der Wiener Medizinischen Akademie und Vizedekan der medizinischen Fakultät.
Seine sonstigen Funktionen, Ehrendoktorate und Veröffentlichungen sind zu zahlreich, um hier aufgezählt werden zu können.
Vor seiner Emeritierung 1991 war Mayrhofer in die Planung des neuen Wiener AKH intensiv eingebunden und konnte im experimentellen und intensivmedizinischen Bereich dem Fache zahlreiche Wirkungsstätten sichern.
Mayrhofer war bis zu seinem Tod am 21. Juni 2024 mit seiner Gesellschaft, seinem Kind wie er sich ausdrückte, eng verbunden, diese wird das Andenken ihres Gründers stets in Ehren halten.
FX Lackner, 5.7.24