Kennzahlen der einzelnen Fachbereiche

 

Kennzahlen der Intensivmedizin

Unten angeführte Kennzahlen aus der Intensivmedizin werden sowohl an FASIM als auch an den Vorstand der ÖGARI weitergeleitet, um dort nach Vorstellung und Diskussion offiziell bekannt gegeben zu werden.

Die folgende Liste der Qualitätsindikatoren für die Intensivstation hat mehrere Zielsetzungen und soll primär eine Qualitätsdokumentation und letztlich eine Qualitätsverbesserung nach sich ziehen. Des Weiteren soll durch die Feststellung der Kennzahlen an allen Patienten die Qualität der Dokumentation an sich verbessert werden, und lückenlose Informationen über den Stationsbetrieb und die Patientenversorgung liefern.

In der vorausgehenden Positionsbestimmung zur Auswahl von Kennzahlen in der Intensivmedizin wird klar festgehalten, das die ausgewählten Indikatoren bereits jetzt weitgehend durch bereits in Verwendung befindliche PDMS dokumentiert werden sollen, um eine weitere Ausdehnung der administrativen Tätigkeiten der Vertreter unseres Faches auf Kosten einer zielorientierten Patientenbetreuung zu vermeiden.

Die bestehenden Definitionen der Parameter sollen österreichweit als Standard anerkannt werden, und im Rahmen der interdisziplinären Zusammenarbeit der verschiedenen, in der Intensivmedizin tätigen Fächer Ihre Gültigkeit finden. Das Ziel dieser Plattform ist die Einbeziehung und Erfassung der Intensivstationen aller österreichischen Krankenanstalten (Krankenhausträger).

In weiterer Folge versteht sich unserer Projekt der Erstellung von Qualitätsindikatoren für die Intensivstationen als ein interdisziplinäres. Das bedeutet, dass unsere Kennzahlen auch anderen in der Intensivmedizin tätigen Fachbereichen wie „Innere Medizin“ und „Neurologie“ vorgestellt werden sollen, um im Idealfall ein gemeinsames Vorgehen in der Indexerstellung trotz unterschiedlicher Schwerpunkte wählen zu können.

Mit der Aufbereitung der 6 Qualitätsindikatoren in der Intensivmedizin soll ein erster Index als Vorschlag erstellt werden, der an die zuständigen Personen des Bundesgesundheitsministeriums übermittelt werden soll.

 

  1. Standardisierte Mortalitätsrate
  2. Relative Post- Intensivstationsmortalität
  3. ungeplante Wiederaufnahmen innerhalb von 48h
  4. Reintubationsrate
  5. Infektionsrate zentralvenöser Katheter
  6. tägliche Erhebung eines Sedierungsscore (Richmond Agitation Sedation Scale (RAAS); Ramsey- Score; Riker-SAS (Sedation- Agitation- Scale; Motor Activity Assessment Scale (MAAS)

 

Im Anhang findet sich die entsprechende Aufarbeitung und Definition der ausgewählten Qualitätsindikatoren. An dieser Stelle ergeht der ausdrückliche Dank an Prof. DDr. Metnitz Philipp für seine Unterstützung in der Erstellung von Kennzahlen in der Intensivmedizin, und für die Daten, welche vom österreichischen Zentrum für Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin (ASDI) zur Verfügung gestellt wurden.

 

Kennzahlen der Notfallmedizin

von Michael Baubin und Helmut Trimmel im Namen der ÖGARI-Sektion Notfallmedizin

Die präklinische Notfallmedizin ist grundsätzlich interdisziplinär und interprofessionell ausgerichtet, wobei der Anästhesiologie sowohl in der Ausbildung, der Durchführung, als auch im Qualitätsmanagement eine führende Rolle zukommt. Unbestreitbar besteht diese Rolle in den Maßnahmen der Atemwegssicherung, der präklinischen Traumaversorgung, in der Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose, aber auch der Analgosedierung und in den Maßnahmen der Reanimation.

Notfallmedizin ist wohl das zeitkritischste Gebiet der Medizin, so können z.B. bei der Reanimation Maßnahmenverzögerungen von nur 30 Sekunden eine deutliche Rolle für die Überlebensqualität spielen.  Damit muss der Faktor Zeit zwingend auch in den Kennzahlen der Notfallmedizin berücksichtigt werden.

In den letzten Jahren haben sich in der Notfallmedizin der Begriff und die Betrachtung von „Tracerdiagnosen“ etabliert. Darunter werden die Diagnose- bzw. Maßnahmenkategorien

 

  • bei der Reanimation
  • beim polytraumatisierten Patienten
  • beim Schädel-Hirn-traumatisierten Patienten
  • beim Patienten mit akutem Koronarsyndrom
  • beim Patienten mit Schlaganfall

 

verstanden. Diesen Tracerdiagnosen ist gemeinsam, dass sie alle in sich relativ homogen, zeitkritisch, und therapierelevant sind, die Versorgungskriterien nach vorgegebenen, in der Regel internationalen Leitlinien standardisiert sind und die Patienten jeweils zeitrelevant innerhalb eines definierten Zeitfensters in für die jeweilige Versorgung  geeignete Krankenhäuser gebracht werden sollen. Kennzahlen der Notfallmedizin sollen sich daher auf diese Tracerdiagnosen zu beziehen.

Für die Dokumentation einer Reanimation gilt der Utstein-Style als internationale Vorgabe für die Nomenklatur und Beschreibung der Zeitintervalle.

Der Prozess Notfallmedizin umfasst folgende Personen bzw. Strukturen:

 

  • den Patienten, Angehörigen, Ersthelfer,  Melder
  • die Rettungsleitstelle
  • die Ressourcen des Rettungsdienstes (First Responder, Kranken- und Rettungsdienst, bodengebundener Notarztdienst, Notarzthubschrauber)
  • die Notaufnahme des Krankenhauses, aber auch den Hausarzt, als Behandlungseinrichtungen

 

Qualitätsmanagement in der Notfallmedizin ist daher auf engste Kooperation mit diesen Einheiten angewiesen, deren  Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität die notfallmedizinische Versorgung wesentlich mit-beeinflussen.

Aus diesem Kontext ergibt sich – aus notärztlicher Sicht - die folgende Zusammenstellung für die in der präklinischen Notfallmedizin wesentlichen Kennzahlen:

Zeitintervalle:

  1. Leitstelle: Abheben des Hörers zur Entgegennahme des Notrufs bis Alarm-out („Eventlaufzeit Alarm“)
  2. Fahrzeug/Team: Summe aus Ausrück- und Eintreffzeit am Einsatzort (Hilfsfrist)
  3. Versorgungszeit am Einsatzort durch Notarzt (differenziert nach Tracerdiagnosen)
  4. Krankenhaus-Notaufnahme: Diagnosezeit

Notärztlich-medizinische Surrogat-Parameter (Auswahl aus den Tracerdiagnose-relevanten Kennzahlen)

  1. Anlage eines 12-Kanal EKGs bei akutem Koronarsyndrom
  2. Analgesie bei Schmerzen nach visueller Analogskala (VAS) > 2
  3. Intubation bei Schädelhirn- bzw. Polytrauma mit GCS < 9
  4. Gemessener EtCO2  Wert bei Intubation
  5. Anlage eines 12-Kanal EKGs bei Wiedereinsetzen eines Spontankreislaufes (ROSC) nach Reanimation
  6. Rate der Einlieferungen ins KH mit ROSC nach Reanimation

Die hier dargestellten Kennzahlen stellen nur einen Succus  aller Outcome-relevanten Kennzahlen des gesamten notfallmedizinischen Prozesses dar.

 

Kennzahlen der Anästhesie

Ziel muss sein, durch die Erhebung von wenigen Indikatoren sogenannte AVB („Anästhesie-Verlaufs-Beurteilungen“) im Sinne eines Qualitätssicherungsprogrammes zu erstellen. Eine sinnvolle Begrenzung der Anzahl von Qualitätsindikatoren erhöht die Compliance der für die Dokumentation verantwortlichen Personen, daher ist auf die Relevanz in der Auswahl der Qualitätsindikatoren zur Beurteilung von AVB („Anästhesie-Verlaufs-Beurteilungen“) strikt zu achten.

Vorbedingungen eines Qualitätssicherungsprogrammes in der besprochenen Form müssen ein logischer Aufbau in der computergestützten Dokumentation sein, des Weiteren ein chronologischer Ablauf folgend der standardisierten Arbeitsschritte bei unterschiedlichen Anästhesieverfahren, sowie die Beschreibung von repräsentativen Outcome- und Qualitätsindikatoren.

Verständlicherweise gewinnt der Faktor Zeit auch für das Fach Anästhesie durch den ökonomischen Druck zunehmend an Bedeutung, wird jedoch in der Diskussion der relevanten Qualitätsindikatoren als unzureichendes Werkzeug zur Beschreibung von Anästhesie-Verlaufs-Beurteilungen beurteilt, und findet so zum aktuellen Zeitpunkt keinen Einschluss in die Kennzahlen für den Fachbereich Anästhesie.

Zur Erarbeitung von Qualitätsindikatoren wurde der Schwerpunkt „Anästhesie“ in unterschiedliche Arbeitsabläufe unterteilt, um im Konsens Kennzahlen für

1. die präoperative anästhesiologische Patientenevaluierung,

2. das anästhesiologische OP-Management

3. den Aufwachraum

4. die postoperative Nachsorge

zu erarbeiten.

 

Kennzahlen der „präoperativen anästhesiologischen Patientenevaluierung“:

Folgende Auswahl von Kennzahlen ergibt sich für den Bereich der „präoperativen anästhesiologischen Patientenevaluierung“:

  1. Kategorisierung der MEL/OP in leichte oder schwere Eingriffe laut Quellleitlinie zur präoperativen Patientenevaluierung
  2. Revised Cardiac Index nach Lee (Circulation 1999)
  3. Bestimmung der metabolischen Äquivalente (MET)
  4. ASA- Klassifizierung

Die  präoperative korrekte Abklärung der Patienten nach den „BQLL“ (Bundesqualitätsleitlinien) stellt ein Qualitätsmerkmal dar.

Als patientenspezifische Daten müssen im Rahmen des Erstgespräches in der Anästhesieambulanz demographische Daten wie Alter, Geschlecht, und BMI erhoben werden.

Folgend der Empfehlung der österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) zur präoperativen Patientenevaluierung erfolgt eine Kategorisierung der operativen Eingriffe in leichte oder schwere Eingriffe nach Dauer der OP, anatomischer Region, Blutverlust und Dringlichkeit als Kennzahl. Die Erhebung der metabolischen Äquivalente (MET) stellt die aktuelle, individuelle Belastungsfähigkeit eines Patienten adäquat dar, und findet als Qualitätsindikator ebenfalls seinen Niederschlag.

Aus der derzeitigen gängigen Praxis heraus erscheint eine ASA- Klassifizierung als Kennzahl zulässig, eine Erhebung des „Revised cardiac index“ nach Lee (Circulation 1999) deckt das Risikoprofil von Patienten für schwere kardiale Nebenwirkungen und somit die häufigste perioperative Organkomplikation ab, und wird auf Grund der leichten Bestimmung der fünf relevanten Komorbiditäten aus der Anamnese ebenfalls als Kennzahl vorgeschlagen.

Ein gegebenenfalls notwendiger „Zweitkontakt“ mit einem behandelnden Arzt sollte über die Versicherungsdaten der zuständigen Krankenkasse zu erheben sein, stellt aber per se keine eigene Kennzahl dar.

In diesem Zusammenhang darf auf den Status des Patienten in bezug auf die Dauer des Krankenhausaufenthaltes nicht vergessen werden:

Ambulanter/stationärer Patient, Tagesaufnahme

 

Kennzahlen der „operativen Anästhesie“:

Folgende Kennzahlen wurden für den Bereich der „operativen Anästhesie“ ausgewählt:

  1. Anästhesieverfahren (AN, neuroaxiales Verfahren, periphere RA)
  2. Wechsel des Anästhesieverfahrens
  3. Intubations- Beatmungsschwierigkeiten mit Hypoxie < 90%
  4. katecholaminpflichtige Kreislaufinstabilität
  5. Medikamente Fehldosierungen
  6. Blutkonservenbedarf
  7. Reanimation
  8. ungeplante Verlegung auf die ICU

Die Auswahl des Anästhesieverfahrens definiert nachfolgende unterschiedliche Arbeitsschritte und stellt eine eindeutige Kennzahl zur Beurteilung von AVB („Anästhesie-Verlaufs-Beurteilungen“) dar:

Allgemeinanästhesie (ITN, LMA)

Neuroaxiales Verfahren (SPA, PDA)

Periphere Regionalanästhesie

Anästhesiezeiten und OP-Zeiten wiederspiegeln chronologische Abläufe, stellen aber nicht immer Qualitätsindikatoren für das eigentliche „anästhesiologische OP-Management“ dar.

Desweiteren ist von einer entsprechenden Dokumentation durch die chirurgischen Kollegen auszugehen.

Als relevante Kennzahlen für AVB („Anästhesie-Verlaufs-Beurteilungen“) scheinen Intubationsschwierigkeiten und Beatmungsschwierigkeiten geeignet zu sein, insbesondere ein „Wechsel des Anästhesieverfahrens“ deutet auf mögliche Komplikationen im Sinne einer Abweichung vom üblichen Procedere des anästhesiologischen Vorgehens hin.

Im Rahmen eines adäquaten perioperativen kardiorespiratorischen Monitorings können Hypoxie < 90% oder eine katecholaminpflichtige Kreislaufinstabilität relevante Kennzahlen darstellen.

Reanimation oder ungeplante Verlegung aus dem OP direkt auf die Intensivstation sind ebenfalls als relevante Abweichungen einer üblichen AVB einzustufen.

Die obig diskutierten Möglichkeiten von Kennzahlen geben Hilfestellungen in Bezug auf eine differenzierte Betrachtung anästhesiologischen Handelns während eines operativen Eingriffes, und stehen in Ihrer Beurteilung hinsichtlich Kausalität der Ereignisse in einer interdisziplinären, wechselseitigen Beeinflussung.

 

Kennzahlen des Bereiches “Aufwachraum”

  1. Für den Arbeitsbereich „Aufwachraum“ werden folgende Kennzahlen zur Diskussion vorgestellt:
  2. Hypoxie < 90%
  3. Neurologische Auffälligkeiten zentral/ peripher
  4. Schmerzen (VAS/NRS >6)
  5. Erbrechen
  6. Shivering
  7. Halsschmerzen
  8. therapiepflichtige Nachblutung
  9. Aldrete- Score <8

Das Monitoring eines postoperativen Patienten erfolgt nach individuellen Bedürfnissen und abhängig vom Eingriff sowie dem Anästhesieverfahren, daher wurde es nicht als Kennzahl ausgewählt.

Eng damit verbunden ist die Liegedauer postoperativer Patienten individuell zu beurteilen, und wurde nicht als relevantes Qualitätsmerkmal in die Auswahl aufgenommen.

Regelrechte Kontrollen der Hautverhältnisse, Verband-, Drain-, und Wundkontrolle sowie Lagerung des Patienten werden als Basispflichten des Aufwachraumpersonals eingestuft, und werden so nicht in die Auswahl der relevanten Kennzahlen aufgenommen.

 

Kennzahlen der „Postoperativen Nachsorge“ bis 72h nach Eingriff:

  1. RA- Katheterbetreuung
  2. Patientenzufriedenheit
  3. neurologische Auffälligkeiten
  4. Mortalität

Auch wenn eine Katheterbetreuung durch anästhesiefremde Personen im postoperativen Management übernommen werden kann, so liegen relevante Komplikationen durch RA- Katheter doch im anästhesiologischen Verantwortungsbereich.

Postoperative Schmerzvisiten sind nur in direktem Zusammenhang mit Schmerzkathetern oder bei ausgewählten Fällen von Relevanz, und wurden nicht als allgemein gültige Kennzahl in die Auswahl aufgenommen.





 

Letzte Aktualisierung am 18.01.2017

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